Ich habe Respekt vor dem Nichtstun.
Vor dem Stehenbleiben. Dem Anhalten.
Und der Stille, die dann einkehrt.
Wenn die Reizüberflutung versiegt,
der Dopaminrausch nachlässt
und die radikale Selbstbegegnung anfängt.
Denn dann bin ich mit mir allein.
In meinem „Weltinnenraum“.
Mit meinen Gedanken, Gefühlen, Saboteuren, Ideen.
Muss mich selbst aushalten.
Gleichzeitig freue ich mich darauf, runterzufahren.
Pause zu machen. Urlaub zu haben.
Nichts zu müssen, nur zu sein.
Brach zu liegen wie ein ungenutztes Feld.
Meinem Kopf Raum zu geben.
Mein „Default Mode Network“ aktiv werden zu lassen.
Denn das „Default Mode Network“ ruht im To Do Listen Modus.
Es wacht nur dann auf, wenn Du nichts tust, döst, tragträumst.
Es verknüpft Empfindungen, Erinnerungen und Eindrücke zu neuen Ideen.
Es bahnt sich neue Wege, verbindet Synapsen.
Du fängst unbewusst an, Dir Fragen zu stellen,
denkst über Vergangenes nach,
reflektierst schwierige Situationen oder
stellst Dir die Zukunft vor.
(vgl. Birigt Schönberger, Nichtstun, Psychologie Heute )
Für mehr Raum, Freiheit, Ruhe.
Für mehr Einklang mit Dir selbst.
Für die Rückkehr zur inneren Stille.
Da wo die Kraft liegt. Die Kreativität. Die Essenz.
Ich bin dankbar, dass ich weiß, wie sich das anfühlt.
Meine Challenge ist, immer wieder dahin zurückzukehren.
Nicht ständig im Doing zu sein.
Nicht ständig mehr, besser, höher, weiter wollen.
Nicht auf die nächste Ablenkung reinfallen.
Sondern Slow Down. Pause. Stille.
Immer wieder. Und auch mal länger.
Und alles auftauchen lassen, was Unterwasser war.
Entstehen lassen, was aus der Quelle entspringt.
„First Principles“ gebären.
Das ist meine Challenge für die nächsten Wochen.
Machst Du mit?
Hast Du Mut zur Stille?
Vielleicht helfen Dir ja diese „Permission Cards“, um die Raserei in Deinem Leben zu verlangsamen und Dir selbst die Erlaubnis zu geben, die Stille zuzulassen und Dich wiederaufzuladen. (vgl. Keri Smith, Living Out Loud)
„Permission Cards“ – so geht’s:
- Schreib auf einzelne Postids, was Du Dir erlaubst für mehr Stille in Deinem Leben! Auf Deinen Permission Cards kann zum Beispiel stehen „dösen“, „tagträumen“, „smile“ oder „play“!
- Leg all Deine „Permission Cards“ in eine Schale!
- Zieh jeden Tag eine „Permission Card“ und sag laut „Ich gebe mir die Erlaubnis zu … (z.B. dösen)!“
- Dann mach’s! Oder besser sei’s! Für mindestens 1 Tag!
Dieser Artikel ist für meine Tante & Tagesmutter Maria Kraus, dank der ich weiß, wie sich Stille anfühlt.
Auf die Frage „Tante, was haben wir früher gemacht als ich als Kleinkind bei Dir war?“ sagte meine Tante „Nicht viel. Wir waren im Sommer draußen im Garten, haben zusammen Blumen gegossen und Schnecken gesucht. Und im Winter waren wir drinnen und haben gemalt. Zwischendurch waren wir mal einkaufen. Aber viel haben wir nie gemacht.“
Ich bin mehr als dankbar dafür!
Literatur
- Erling Kagge, Stille: Ein Wegweiser, 2017
- Birigt Schönberger, Nichtstun – Die unverzichtbare Strategie für Vielbeschäftigte, Psychologie heute, 05/2015
- Anna Gamma, Die Reizüberflutung macht uns blind für das Wesentliche, Psychologie Heute, 05/2015
- „Weltinnenraum“, Anna Gamma zitiert Rilke
- Keri Smith, Living Out Loud. Activities to fuel a creative life, 2003
- First Principle, Wikipedia, https://en.wikipedia.org/wiki/First_principle#:~:text=A%20first%20principle%20is%20a,to%20as%20postulates%20by%20Kantians.