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EINSAM SEIN IST MENSCHLICH

Zusammen ist man nicht allein.
Allein vielleicht nicht, aber einsam schon?

Ist einsam sein isoliert sein?
Räumlich distanziert, weit weg?
Weit weg schon, doch eher sozial,
wie ein Alien unter Menschen, disconnected, freier Fall.

Brüchig, wackelig fühlt sich’s an,
ein falsches Wort und die Stimmung kippt,
’ne Schwere macht sich siechend breit,
zähe Traurigkeit bahnt sich ihrn Weg.

Irgendwie bin ich gereizt, auf Angriff getuned,
fühl mich verunsichert, bin ausm Takt.
Zieh mich zurück, spür den Schmerz wie er sticht,
verkriech mich, obwohl’s die Nähe is, die ich brauch.

Einsam sein ist schwer zu greifen,
kommt in verschiedenen Kostümen daher,
tut so als ob, versteckt sich, bringt Scham mit,
bist Du einsam, bist Du nicht likeable, nein.

Nicht nur nicht likeable, auch ohne Social Skills,
nicht gesellschaftsfähig, inkompatibel,
„the odd one out“, das Teil, dass nicht reinpasst,
’n Exot unter Insidern, keinesfalls die Norm.

Lange habe ich’s nicht gecheckt, was los ist mit mir, 
was mir fehlt, warum’s weh tut, was ich wohl brauch,
dass was falsch ist mit mir, hab ich gedacht,
wieso bin ich so allein, sind doch alles Freunde hier.

Sei froh, dass Du wen hast, spukts mir durch’n Kopf,
like-minded people ist vielleicht zu viel verlangt.
Leute, für die ich sichtbar bin, visible, full sight,
die, die mein Wesen spürn und das, was ich brauch.

Menschen, die wissen, für was ich steh,
was ich gern ess oder les oder anzieh,
welche Musik mich berührt, was mich überrascht,
die merken, was mich ärgert, und was ich so gar nicht mag.

Eine Crew, mit denen es bedeutsam ist,
wo’s tief geht, die Essenz berührt,
gleichzeitig ganz leicht is, frei und unbeschwert,
sich’s sicher anfühlt, soothing, in Synch.

Eine Community, Belonging inklusive,
ein Kollektiv an Soulsurfern, auf der gleichen Welle unterwegs,
energetisch verbunden, divers und doch gleich,
tief verwurzelt im Innern, die Hand stets ausgestreckt.

Damals hab ich’s nicht gecheckt, jetzt weiß ich’s.
Ich war einsam, bin’s immer noch,
sehnsüchtig nach Nähe, nach Freundschaften und Liebe,
nach Zugehörigkeit zu ’ner Crew,
und, nach Verbundenheit mit mir selbst.



Einsamkeit ist ein Thema, dass mich bewegt!
Oft war ich in meinem Leben schon einsam,
in den letzen 3 oder 4 Jahren besonders stark,
früher auch schon, zuletzt immer wieder.
Deshalb wollt ich mehr erfahren, besser verstehen,
wer sie ist, die Einsamkeit, und was sie will,
wie sie ist, was sie bringt und wie sie wirkt,
wie man mit ihr umgeht, und was gegen sie hilft.

Einsamkeit ist schwer zu erkennen!
Lange konnte ich das Gefühl nicht erkennen, nicht zuordnen.
Weil Einsamkeit so diffus, so schwer zu fassen ist.
Sie manifestiert sich bei jedem irgendwie anders.
Mal ist sie wie Heimweh, wie Verlustangst, wie Wut,
mal kommt sie als Traurigkeit, Müdigkeit oder Schwere daher.
Vielleicht bist Du gereizt, fühlst Dich entfremdet oder unsichtbar,
empfindest Deine Beziehungen als instabil.
Wenn’s akut ist, dann denkst Du: keine kennt mich wirklich,
keinem würd’s was ausmachen, wenn ich mal nicht mehr hier bin.
Mag sein, dass Du auch physische Schmerzen empfindest,
das ist normal, sozialer Schmerz tut weh,
und ist im Hirn an der Stelle zuhaus‘,
wo auch der physische Schmerz wohnt,
so fühlt sich einsam sein für Dich vielleicht an,
als ob Du Dir die Hand verbrennst.
(vgl. Loneliness, John T. Cacioppo)

Lange konnte ich Einsamkeit nicht spotten,
sie scheint mehr als oft unterm Radar zu laufen.
Du versteckst sie, weil Du Dich schämst,
sie nur ungern offen zugibst,
es könnt ja jemand denken, dass Du nicht liebenswert bist,
dass Du keine Freunde hast, dass Du socially akward bist.
Einsam sein hat ’n Stigma, ’n Brandmal, Stempel drauf,
dann lieber hiden, verdrängen, weg damit.

Einsamkeit ist subjektiv!
Einsamkeit „is a subjective sense of isolation“ (Cacioppo),
ein Gap, das Du wahrnimmst,
zwischen den Interaktionen, die Du hast,
und denen, die Du brauchst.
Oft geht’s dabei um Qualität, nicht Quantität,
um bedeutsame Interaktionen, nicht unbedingt um mehr.

Wie sehr Du die Einsamkeit spürst, ist individuell.
Dein persönliches Level findest Du hier (UCLA Loneliness Scale).

Welche Art von Einsamkeit Du spürst, ist subjektiv,
es lauern, so Dr. Vivek Murphy, 3 Dimensionen von ihr:
1. „Intimate loneliness“, das Fehlen von engen Beziehungen,
die mit Deiner Partnerin, Deiner Familie oder Schwester,
die, wo zu 100% Du selbst bist und dafür geliebt.
2. „Social oder relational loneliness“, das Fehlen von Freundschaften und,
3. „Collective loneliness“, das Fehlen einer Community, zu der Du Dich zugehörig fühlst.

Du kannst, eine erfüllende Partnerschaft erleben, so Murphy,
eine innige Beziehung mit Deiner Familie spüren,
und, Dich trotzdem überaus einsam fühlen,
weil es Freundschaften sind, die Dir fehlen,
oder auch die Zugehörigkeit zu ’ner Community,
im Zweifel vielleicht sogar beides.

Jede/r ist mal einsam!
Egal, wie alt Du bist oder wie viel Geld Du verdienst,
wie intelligent Du bist, ob berühmt oder nicht,
Cacioppo sagt, das ist völlig egal,
es wirkt sich nicht drauf aus, ob Du einsam bist oder nicht.
Auch ob Du viel Zeit allein verbringst oder unter Leuten,
macht Dich nicht mehr oder weniger einsam,
die Einsamkeit trifft jeden, ist menschlich und hilfreich,
ein supernützliches Warnsignal.

Sie weist Dich drauf hin, Deine soziale Verbindungen mehr zu beachten,
stammt, wie so vieles, was uns steuert, aus Urzeiten noch,
warst Du früher ausgeschlossen, hast Du nicht überlebt,
soziale Isolation galt es tunlichst zu vermeiden,
bis heute macht sie uns krank, lässt uns früher sterben,
unser System ist halt doch ziemlich schlau,
warnt uns intensiv davor, sozial isoliert, abgekapselt zu sein,
eigentlich ganz cool, wenn’s nicht oft auch so schmerzhaft wär.

Einsamkeit ist meist temporär, zieht vorbei!
Oft schaut die Einsamkeit bei Lebensübergängen vorbei.
Wenn wir die 30 ansteuern, Mitte 50 sind oder über 80,
bei Trennung, Jobwechsel oder Umzug ist sie gern am Start,
nach Schicksalsschlägen wie Krankheit oder Tod ziemlich sicher auch.
Dass sie kommt, ist auch hier mehr als menschlich,
wichtige soziale Verbindungen haben sich verändert, sind weg,
alles ist anders, viel neu, ein bisschen alien,
Beziehungen wolln ne andere Form annehmen oder enden,
egal wie’s ist, Du kannst drauf vertrauen,
einsam sein bleibt nicht, ist vergänglich,
so wie’s kommt, ist’s auch wieder weg.

Wenn Du einsam bist, ist Deine Wahrnehmung getrübt!
Wenn Du einsam bist, schaust Du durch die Brille der Einsamkeit,
in diesem Modus, leidet nicht nur Deine Genauigkeit,
auch Deine Geschwindigkeit bei komplexen Aufgaben lahmt,
Dein Urteilsvermögen ist dunkel eingefärbt,
Du siehst die Dinge negativer, als sie objektiv gesehen sind,
Du bist anderen Menschen gegenüber kritischer,
misstraust Deinen bestehenden Beziehungen mehr,
siehst vielleicht Konkurrenz, wo gar keine ist,
fühlst Dich schneller bedroht als sonst,
interpretierst die Welt durch Deinen Einsamkeitsfilter,
so erscheint sie Dir schwarzmalerisch und trüb.

Das Blöde dabei ist …
Deine Interpretationen werden zu Erwartungen,
ein Short-Cut, den Dein Gehirn produziert, um Energie zu sparen.
Du erwartest das, was Du (fälschlicherweise) interpretiert hast.
Deine Erwartungen wiederum beeinflussen Dein Verhalten,
Du ziehst Dich zurück, sagst Dinge nicht mehr frei raus,
wirst defensiv oder aggressiv,
reagierst stärker auf vermeintlich negative Interaktionen,
erlebst gleichzeitig weniger Uplift bei Positiven.
Fatal! Ein doppelter Effekt ist am Werk.

Eine Negativspirale kommt in Gang,
die die Einsamkeit über längere Zeit chronisch werden lässt,
sie macht Dich sehr krank, beeinträchtigt Deine Gesundheit stark,
ist ähnlich ungesund wie 15 Zigaretten am Tag zu rauchen,
macht Abhängigkeiten von Zucker bis Alkohol viel wahrscheinlicher,
provoziert Alzheimer und frühzeitiges Altern,
um nur einige Gefahren, die da drohen, zu nennen
geschockt bin ich vom Ausmaß, das lauert,
klar war mir das so gar nicht,
wie immens Einsamkeit auf uns einwirkt.

(> Hier steht im Übrigen all das drin: viele Studien, physiologische Prozesse, ein Rundumblick zum Thema Einsamkeit: Loneliness: Human Nature and the Need for Social Connection, John T. Cacioppo

´Damit Du die Einsamkeit früh erkennst,
und weißt, was Du machen kannst, wenn Du sie spürst,
hab ich Dir hier ein Paar Tipps zusammengefasst.

Tipps zur Einsamkeit

Wie kannst Du vorbeugen, die Einsamkeit früh erwischen?

  • Mach regelmäßig einen CHECK-IN mir Dir selbst und frag Dich:

    • Wie geht’s mir? Wie fühl ich mich?
    • Wie empfinde ich meine sozialen Beziehungen gerade?
    • Was fehlt? Nach was sehne ich mich?
    • Was vermisse ich genau? Was brauch ich mehr?
      Intimität, Freundschaft oder eher Community?
    • Oder die Verbindung, die Nähe zu mir selbst?

      Und frag Dich auch …
    • Was läuft richtig gut in meinen Beziehungen?
    • Für was bin ich dankbar? Wem will ich danken?
    • Wovon will ich mehr? Was will ich verstärken? Wo intensivieren?
  • Sei achtsam bei kritischen Lebensübergänge & Transitionen!

    Wenn Du vor einer größeren Veränderung wie einem Unternehmenswechsel, einer Trennung oder einem Umzug ins Ausland stehst, mach Dir bewusst:

    • Wie will ich die Transition angehen? Mit welcher Einstellung will ich ihr begegnen? Welche Perspektive dient mir?
    • Was hilft mir, soziale Verbindungen zu erhalten oder neu aufzubauen?
    • …wenn die Einsamkeit vorbeischaut, embrace sie, umarm sie!
      Sieh sie als temporären Freund, der Gutes will!
  • Lerne Deine Gefühle kennen!
    • Spüre, was ist die Emotion, die ich hab? Wut? Enttäuschung? Traurigkeit?
      Freude? Dankbarkeit? Leichtigkeit? Zufriedenheit? Einsamkeit?
    • Woran erkennst du sie? Wie fühlt sie sich an?

(> Wenn Du zum Thema Emotionen identifizieren tiefer einsteigen willst, check aus: Marc Brackett, Permission To Feel oder seine App „Moodmeter“ zum Erfassen und Einordnen von Emotionen)


Was hilft, wenn Du Dich einsam fühlst?

Vielleicht ahnst Du’s schon! Es ist das, was Dir am wenigsten intuitiv erscheint, wenn Du einsam bist:

If lonely, connect!
Verbind Dich mit Anderen!

  • Nimm bestehende Verbindungen wieder auf. Re-investiere!
    Ruf alte Freundinnen wieder an, geh mit Deinem Bruder spazieren, schreib Deiner Tante!
  • Kreiere neue Verbindungen. Schaffe Chancen!
    Ein Gespräch am Bahnsteig, ein Small-Talk mit der Kassiererin, ein Mittagessen mit der Kollegin.
  • Meide Situationen nicht´, wo Du denkst, Du wirst (aus Sicht der Einsamkeit) abgelehnt!
    Geh doch auf das Meetup, ruf auf jeden Fall Deinen Bekannten zurück, erschein unbedingt zum Familienfest!
  • Sei altruistisch! Tu was Gutes!
    Verschenk Deinen Parkschein weiter, kauf für die Nachbarin ein, oder starte ein Ehrenamt!
  • Gib Deiner Haltung ein Feintuning, finde eine unterstützende Intention!
    „Ich vertrau drauf, dass die anderen mit mir abhängen wollen und ich mit ihnen.“
    „Ich bin sicher, wir werden uns gut verstehen.“
    „Ich weiß, ich werd mich wohl fühlen.“

    Trau Dich … mit dieser Haltung im Gepäck und dem Herz weit offen,
    auf jemanden neuartig zuzugehen,
    ein bisschen mehr von Dir preiszugeben als üblich,
    Dich verletzlich zu zeigen, mit offenem Visier anzutreten,
    dann wird eine herzliche Beziehung beginnen,
    oder ein neues Level Deiner Freundschaft losgehen!

Was hilft noch, um weniger einsam zu sein?

If lonely, connect!
Verbind Dich mit Dir selbst!

Denn …
… wenn Du Dich nicht gut genug fühlst,
Dein Selbstwertgefühl low ist,
Du Dich schämst, versteckst und unsichtbar machst,
Du Dich und andere täuschst,
ne Rolle spielst, performst,
perfekt sein oder gefallen willst,
lässt Dich das noch viel einsamer zurück.

Dort …
… „in Shame“ ist Dein Fokus auf Dir selbst,
zu Empathie findest Du den Zugang nicht,
bedeutsame Beziehungen sind außer Reichweite, nicht in Sicht,
undienliche self-fulfilling prophecies dagegen everywhere,
unterwegs auf nem Schiff mit falschem Kurs.

Turn it around …
… your ship, you heart, your love.

Gib Dir ein bisschen mehr Liebe,
ein Quäntchen mehr Akzeptanz,
ein bisschen mehr Synch, in-Tune-sein mir Dir selbst.
Dann machst Du Dich sichtbar,
gehst all-in, versprühst Dein Oxytocin,
streckst die Hand aus, machst den Kanal auf
für Verbindung und für die Liebe,
die da draußen in Unmengen nur auf Dich wartet.

Trau Dich …
Dich sichtbar zu machen!
Trau Dich …
empfänglich zu sein,
Trau Dich …
all die Liebe aufzunehmen,
die Dir entgegen strömen wird!

„To be human is to become visible while carrying what is hidden as a gift to others“
// David Whyte

Literatur:

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