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WIE WEITE ICH MEINE KOMFORTZONE AUS?

Bis vor kurzem bin ich nicht Auto gefahren, weil ich Angst davor hatte.

Seit einigen Monaten lebe ich in den Bergen, recht isoliert, und hier führt kein Weg am Autofahren vorbei. Jeglicher Workaround, den ich noch in der Stadt hatte, funktioniert nicht mehr so wirklich. 

Also habe ich wieder mit dem Fahren angefangen. Für mich war das mutig nach über 10 Jahren nicht fahren. Und ein riesiger Freiheitsgewinn!
Bisher fahre ich vor allem kleine Strecken zum Bahnhof, zum Fitnessstudio oder zum Einkaufen. Längere Fahrten oder Autobahnen meide ich noch.

Neulich hatte ich gleich zwei Termine, die etwas weiter weg waren und so gelegen, dass ich öffentlich nicht oder nur mit erheblichem Zeitaufwand hingekommen wäre. Also entschied ich mich dafür, die zwei längeren und unbekannten Strecken mit dem Auto zu fahren.

Raus aus der Komfortzone!
Neu konditionieren!

In der Nacht vor der ersten Fahrt habe ich schlecht geschlafen.
Ich war ziemlich unruhig, bin immer wieder aufgewacht und hatte diese Stimmen im Kopf:

  • Stimme A: „Sag den Termin doch ab! Ist ja nicht so dringend, kannst du wann anders machen!” (Die Vermeiderin)
  • Stimme B: „Wenn du so müde und gerädert morgen bist, bringt der Termin ja eh nix.“ (Die Perfektionistin)
  • Stimme C: „Klar fährst du. Das klappt schon. Das hat doch bisher immer geklappt! (Die Mutige)
  • Stimme D: „Was ist, wenn was passiert? Ein Unfall? Du den Weg nicht findest und zu spät kommst.“ (Die Ängstliche)

Begleitet wurde das Kopfkino von einem ängstlichen Gefühl und mir war übel. Also auch im Körper spürbar.

Kaum zu glauben! Mein Gehirn will mich manipulieren!

Kurzer Exkurs:
Hier greift der „Negativity Bias“- ein psychologisches Phänomen, das besagt: unser Gehirn konzentriert sich viel mehr auf die negativen als auf die positiven Dinge. Das ist ein Überbleibsel aus prähistorischen Zeiten. Damals war es eine gute Sache, wenn Du an einer dunklen Höhle vorbei gegangen bist, dass dein Gehirn dich gewarnt hat und die Gefahr signalisiert hast. Doch heutzutage bewirkt dieser Fokus auf das Negative eigentlich eher, dass wir Dinge vermeiden, die wir eigentlich wollen, weil uns unser Gehirn „Gefahr“ suggeriert.
In meinem Fall hat mein Gehirn mir auch Gefahr vor dem Autofahren signalisiert.
Um das Negativity Bias zu überwinden, müssen wir unserem Gehirn viel mehr positive Signale senden, um die negativen auszugleichen.

Was habe ich also gemacht?

Ich bin aufgestanden und losgefahren!
Etwas müde und angespannt und Autobahn noch aus der Route ausgeschlossen.
Aber ich bin gefahren. Und bin raus aus meiner Komfortzone. Ein kleiner Mutzugewinn.

Beim zweiten Termin lief es ähnlich ab.
Nachts nervös, morgens angespannt. Aber schon ein bisschen weniger als beim ersten Termin.

Macht auch Sinn.
Denn die Angst wird kleiner, wenn wir uns immer und immer wieder stellen.
Sie löst sich mit der Zeit auf und jedes Mal, wenn wir uns aus der Komfortzone raus bewegen, werden wir selbstbewusster und innerlich stärker und trauen uns mehr zu. In der Regel werden auch die Risiken größer, die wir eingehen. (Also nächstes Mal -> Autobahn!)

Die Komfortzone ist im Übrigen für jeden was anderes.

Was für mich Autofahren ist, ist für Dich vielleicht auf Veranstaltungen gehen und fremde Leute ansprechen oder Dich in der Arbeit gegenüber Kollegen und Vorgesetzten durchsetzen.

Wie kannst Du Deine Komfortzone ausweiten?
Mach am besten jeden Tag etwas, dass Dich aus Deiner Komfortzone bringt.

Wie setzt Du es um?

  • Nimm Dir am besten jeden Abend vor, welches WAGNIS du am nächsten Tag eingehst!
  • Mach zum Beispiel was, was sich Du sonst vermeidest: ein Meeting moderieren, mehr Gehalt fordern oder Nein sagen.
  • Mach dir ein möglichst klares Bild davon, wie das ablaufen wird und auch in welchen Situationen Du eventuell zögern könntest.
  • Und dann Mach’s! (vgl. Susan Jeffers, Feel the Fear and Do it Anyway)

Wie kannst Du noch Deine Komfortzone ausweiten?

>> Komm zum REBEL COACH CAMP und stell Dich dem, was du am meisten vermeidest.

Literatur:

  • Stangl, W. (2020). Stichwort: ‚Negativitätsbias‘, Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik, 15.1.2020, https://lexikon.stangl.eu/23062/negativity-bias-negativitaetsbias/
  • Susan Jeffers, Feel the fear and do it anyway, 2007
  • Cynthia Loy Darst, Meet Your Inside Team: How to Turn Internal Conflict into Clarity and Move Forward with Your Life, 2018

Veröffentlicht in BLOG ARTIKEL