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DER VERLETZTE TEIL IN DIR DARF HEILEN

“Ultra-Independence is a Trauma response”
Wham. In Your Face. Slap.
Gelesen, getroffen, ins Herz gepierced.
Der Stich sitzt tief, die Wunde klafft.

Unabhängig, stark, kommt allein klar.
Ja.
Braucht keine Hilfe, macht alles selbst.
Ja.
Trifft Entscheidungen allein. Löst Probleme mit sich.
Klar.
Steht drüber. Auch wenn’s mal nicht so läuft.
Check.

Klingt erstmal erstrebenswert, oder?
Und das hier? Das auch?

Bloß nicht sagen, wie’s wirklich ist.
Nicht mal, wenn die Mutter im Sterben liegt und die Schwester vom Lithium zittert.
Bloß in der Arbeit nix anmerken lassen,
auch wenn die Nacht auf der Notaufnahme mal wieder lang war.
Bloß nicht um Hilfe bitten,
selbst wenn ich kein Plan hab, wie’s weitergehn soll.
Bloß nicht anlehnen,
obwohl ne Schulter dringend nötig wär.
Bloß nicht einladen lassen,
ich zahl schon allein.
Stark sein. Geht schon.
Superhero all the time.

Superhero?
Viel eher Sologitarristin, Kontroll-Freak, Hyper-Achiever.
Co-abhängig von mir selbst.
Nur ich kann es fixen.
Wenn nicht, gibt’s Verachtung vom inneren Gericht.
Selbstsabotage all life long.
Einsamkeit inklusive. Energieverlust on top.
Agierend aus der Verwundung,
von einem traumatisierten Teil meiner Selbst.

Dem Teil, der viel zu früh erwachsen werden musste,
der statt zu spielen, sich um Andere sorgte,
und über Nacht das Staunen abgelegt hat.
Der Fliegen lernte ohne Flügel,
sich selbst überlassen, Potential verwelkt.
Der statt Intimität Autonomie gekriegt hat,
sich selbst am Nächsten sein, darauf ist Verlass!
Der Zeuge von Narzissmus wurde,
und ab sofort ein Raktenabwehrsystem in Betrieb nahm.
Niemals Opfer. Niemals Ich. Niemals die, die mir nah sind.
Dann lieber Ich-AG. Selbständig, unabhängig, ultra-independent.

Bis heute ist das so.
Bis vor Kurzem noch mehr.
Gesteuert vom verwundeten Kind.
Betriebssystem 1985.
35 Jahre ohne Update.
Long time no see.

Wie ist das bei Dir?
Kennst du das auch?
Was ist Deine Trauma-Reaktion? Dein ULTRA?
Ultra-Rastlosigkeit, Utra-Helfersyndrom, Ultra-Wachsamkeit?
Oder das Gegenteil?
Null-Antrieb, Null-Energie, Null-Intensität.
In Watte gehüllt. Nix kommt rein, nix geht raus. Safe.

Und aus welchem Anteil agierst Du?
Welcher „Ich-Zustand“ ist „on“?
Dein Kinder-Ich?
Das fügsame Kind? Angepasst, immer regelkonform?
Oder der trotzige Teenie? Rebellisch und quenglig?
Dein Eltern-Ich?
Der überkritische Vater? Nix is gut genug. Du schon gar nicht.
Die antreibende Mutter? Jetzt mach schon. Los.
Die Synergie aller? Deine ganze innere Family versehrt?

Und wie ist Deine Wahrnehmung dadurch?
Wie Deine Sicht auf die Welt?
Welche Ziele erscheinen Dir sinnvoll?
Wie oft ist das, was Du willst, nicht das was Du willst?
Und wie fühlt sich das an?
Welche Irritationen löst Du aus?

Und wo bist eigentlich DU?
Dein Erwachsenen-Ich?
Die, die selbstverantwortlich handelt,
im Einklang mit sich und ihren Anteilen,
auf Augenhöhe mit den Anderen,
geheilt von alten Wunden.
Die, die in Verbindung ist mit dem nährenden Eltern-Ich in ihr.
Kümmernd, unterstützend, anfeuernd.
Die, die dem verspielten Kind in sich Raum gibt.
Frei, unschuldig, volle Phantasie.
Die, die den idealistischen Jugendlichen in sich Grenzen sprengen lässt.
Mutig, voller Energie, we can do it.

Aus dieser Haltung kommend ist Erfüllung in Sicht.
Das, was Du willst, ist dann das, was Du willst.
Die, die Du bist, ist dann die, die Du sein willst.
Du und Du. Ihr seid in Tune.
Urvertrauen. Selbstakzeptanz. Selbstbestimmung.
Gesunde Eigenverantwortung statt Ultra-Unabhängigkeit.

Unsere Persönlichkeit ist multidimensional.
Manche Anteile sind kindlich, andere reif.
Manche verwundet, andere heil.
Manche unterstützend, andere limitierend.
Jeder Teil verfolgt seine eigene Agenda.
Um frei zu sein, unabhängig ohne ultra,
um erfüllt zu sein, zufrieden ohne Rausch,
brauchst Du Klarheit über die Teile in Dir,
das Bewusstsein, welche am Steuer sind
und welche Teile Heilung brauchen.

1. Identifiziere Deinen Ich-Zustand!

  • Aus welchem Ich-Zustand heraus führst Du Dein Leben? Eltern-Ich, Kinder-Ich oder Erwachsenen-Ich?
  • In welcher Ausprägung? Kritisches Eltern-Ich, fügsames Kinder-Ich oder rebellisches?
  • Welche typischen Gefühle und Verhaltensweisen bringt das mit sich?
  • Wie beeinträchtigt das Deine Wahrnehmung? Wie Dein Leben?

vgl. Ich-Zustandsanalyse; Puls-Podcast Ich-Zustandsanalyse

2. Identifiziere Deine verwundeten Teile

  • Was davon ist Deine „Trauma-Response“? Schuldgefühle, Aggression, Taubheit, Ultra-Rastlosigkeit oder Null-Antrieb?
  • Welcher verwundete Teil in Dir braucht Heilung?

vgl. Trauma-Responses

3. Erlaube den verwundeten Teilen in Dir zu heilen!

  • Verbringe Zeit mit dem verwundeten Teil in Dir!
    • Jeden Tag ein paar Minuten, vielleicht während Deiner Meditation oder Achtsamkeitsroutine, ein paar Wochen lang!
    • Leg ein Kinderfoto von Dir neben Dich, wenn Du magst.
    • Achte darauf, was für Bilder sich zeigen und welche Gefühle?
    • Was sagt der versehrte Teil in Dir? Was braucht er?
    • Schließe ihn in Dein Herz! Hör ihm zu und spende ihm Trost!
    • Bitte um Heilung!
  • Lass die Vergangenheit los! Lass sie wegdriften, ohne sie abzustoßen!

vgl. Das Kind in Dir muss Heimat finden

4. Lerne Deine anderen Teile besser kennen!

  • Oder lass das freie, verspielte Kind raus! Mit Malen, Bauen, Forschen oder Träumen zum Beispiel! Für mehr Lebendigkeit in Deinem Leben!

Literatur:

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